Die Funde aus Langeneichstädt

Das Fundmaterial

Steinkammergräber wurden häufig als Kollektivgräber angelegt. Das bedeutet, die Gräber waren nicht für eine einzige Person errichtet worden, sondern dienten als Bestattungsort einer kleinen Gemeinschaft, der immer wieder aufgesucht wurde.
Im Steinkammergrab von Langeneichstädt bestattete man über einen langen Zeitraum, wohl über mehrere Jahrhunderte, verschiedene Individuen. Die Fundverteilung deutet darauf hin, dass die Grabkammer in regelmäßigen Abständen geräumt wurde, um Platz für neue Bestattungen zu schaffen. Das Grab wurde mehrfach geöffnet und die sterblichen Überreste der Toten wurden samt ihrer Tracht wie z.B. Schmuck und Teilen ihrer Kleidung entnommen. Aus diesem Grund fanden sich innerhalb der Grabkammer nur wenige und vor allem kleinteilige Funde.

Datierung & Nutzungsdauer

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Wer bestattete in Langeneichstädt?

Die Mehrheit des Fundmaterials stammt aus dem Eingangsbereich und aus dem Areal, das unmittelbar an die südliche Kammerwand angrenzt. Neben menschlichen Skelettresten, einigen Steinartefakten, Tierzähnen und vereinzelten Kupferobjekten handelte es sich vor allem um stark zerscherbte Keramikfunde. Diese lassen sich vorwiegend folgenden Kulturgruppen zuordnen:

  1. Walternienburger Kultur (3350-3100 v. Chr.)
  2. Salzmünder Kultur (3375-3100 v. Chr.)
  3. Bernburger Kultur (3100-2800 v. Chr.)


Kammergräber und Kollektivbestattungen sind kennzeichnend für die Walternienburger und Bernburger Kultur. Für die Salzmünder Kultur ist diese Praxis allerdings untypisch. Das Auftreten von Fundmaterial der Salzmünder Kultur in einem Kammergrab der Walternienburger/Bernburger Kultur wirft daher Fragen nach möglichen Kulturkontakten zwischen beiden Gruppen auf.

Menschliche Knochen aus dem untersten Bestattungshorizont lieferten jüngst zwei C14-Daten, welche die älteste Belegung der Grabkammer in die Zeit von 3369 bis 3105 v. Chr. datiert. Als Erbauer der Anlage kommen damit die Walternienburger oder die Salzmünder Kultur infrage. Das Grab wurde über mehrere Jahrhunderte aufgesucht - zuletzt offenbar von Menschen der Schnurkeramik-Kultur (2800-2050 v. Chr.). Dies belegt ein C14-datiertes Holzkohlefragment, das aus der oberen Lage des Plattenpflasters stammt. Es datiert in die Zeitspanne von 2890 bis 2630 v. Chr. In Langeneichstädt können wir damit offenbar ein weiteres Beispiel für die in Mitteldeutschland bereits mehrfach belegte Nachnutzung älterer Megalithgräber durch die Schnurkeramik-Kultur fassen.

Funde aus dem 1. Planum auf Höhe der Decksteine

Flintklinge
Spiralröllchen
Dolmengöttin
Knochenpfriem
Keramik
Planum des Großsteingrabes auf Höhe der Decksteine mit Kennzeichnung von Funden
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Der Menhir mit Dolmengöttin

Der Menhir ist übersät mit verschiedenen Gravuren, Ritzungen, Bearbeitungs- und Nutzungsspuren. Einige Symbole und Details fallen direkt ins Auge, andere sind erst auf den zweiten Blick erkennbar. Entdecke die Motive interaktiv! 

Funde aus der Grabkammer, Planum 1

Kupferhülse
Keramik
Holzkohle
Steinplatte
Hornzapfen
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Holzkohleprobe


Prähistorischer Vandalismus?

Eine Holzkohleprobe aus dem Gipsestrich der obersten Fußbodenschicht lieferte ein C-14-Datum von 2890 bis 2630 v. Chr. Die letzte Nutzungsphase des Grabes könnte daher mit der Schnurkeramik-Kultur (2800-2050 v. Chr.) in Verbindung stehen. Funde der Schnurkeramik-Kultur fehlen allerdings in Langeneichstädt. Das Phänomen der Übernahme oder der Störung älterer Gräber durch die Schnurkeramik-Kultur ist in Sachsen-Anhalt mehrfach belegt. Die Einnahme von Gräbern der Vorgängerkulturen ging zum Teil auch mit einer bewussten Zerstörung einher. 


Hornzapfen


In der Mitte der Grabkammer wurden mehrere Hornzapfen von Rindern sowie Tierknochen geborgen. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um Opfergaben im Kontext des Totenrituals. Hornzapfen finden sich während des Neolithikums immer wieder in Gräbern, aber auch in Kreisgrabenanlagen. In der Bernburger Kultur sind aus Sachsen-Anhalt außerdem Rinderbestattungen samt Wagen und Joch bekannt. 



Funde aus der Grabkammer, Planum 2

Bernstein
Schmuck
Fuchszahn
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Funde aus der Grabkammer, Planum 3

C14-Datum
Hundezähne
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Menschliche Knochen


Aus dem untersten Kammerplanum konnten nur wenige, kleinteilige menschliche Skelettreste geborgen werden. Ein Fußknochen aus diesem Bereich lieferte zwei neue C14-Daten, mit denen eine der ältesten Belegungsphasen des Grabes absolut datiert werden kann. Die beiden Proben datieren in die Zeit von 3369 bis 3105 v. Chr. Sie belegen, dass das Kammergrab bereits zur Zeit der Walternienburger (3350-3100 v. Chr.) bzw. Salzmünder Kultur (3375-3100 v. Chr.) errichtet wurde und nicht, wie zuvor teilweise angenommen, aus der Zeit der Bernburger Kultur (3100-2800 v. Chr.) stammt.



Eckzähne von Hunden



Die Kreisgrabenanlage von Goseck (Burgenlandkreis) gehört zu den einfachen Rondellen mit Graben, vorgelagertem Wall und zwei konzentrischen Palisadenkränzen, die den Innenraum der Anlage bilden. Graben und Palisaden besaßen drei Eingänge:                                      im Norden, Südosten und Südwesten. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Anlage fanden sich zahlreiche Gruben mit Tierknochen und Keramik, die überwiegend aus der Zeit der Stichbandkeramik-Kultur (4900-4600 v. Chr.) stammen.

Erkunde die Kreisgrabenanlage von Goseck interaktiv! Hinter jedem Klickpunkt verbergen sich Zusatzinformationen zu ausgewählten Befunden.


49 durchbohrte Eckzähne von Hunden oder Wölfen stammen allein aus dem 3. Kammerplanum. Wie die anderen Funde konzentrieren auch sie sich in der Mitte der Grabkammer. Durchbohrte Tierzähne gehörten in der Regel zum persönlichen Besitz der Toten. Sie wurden auf Ketten aufgefädelt und als Schmuck getragen oder als Kleiderbesatz verwendet. Aufgrund der häufigen Störungen der Grabkammer ist die ursprüngliche Fundlage aber nicht mehr rekonstruierbar.


Funde aus dem Eingangsbereich

Gürtelschließe
Keramik
Keramik
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